Was sich in der Organisation verändert, wenn ich bei mir selbst anfange

04.05.2025
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„Wir müssten mal etwas zum Thema Führung machen.“

Ein Satz, den wir oft hören. Meist geht es dabei um Maßnahmen, die andere betreffen sollen: ein Seminar für die Meister, ein Workshop fürs Team, ein neues Konzept für die Abteilung. Fast automatisch richtet sich der Blick nach außen: Was sollen die anderen lernen? Wo müssen sie sich entwickeln? Wo können wir ansetzen, damit sie besser werden?

Nur selten wird innegehalten und gefragt:

„Was verändert sich eigentlich, wenn ich bei mir selbst anfange?“

Gerade darin liegt ein oft unterschätzter Hebel: Veränderung in Organisationen beginnt nicht nur bei strukturellen Maßnahmen oder anderen Menschen – sie wird besonders kraftvoll, wenn wir bei uns selbst ansetzen. Indem wir unser eigenes Denken und Handeln reflektieren und bewusst gestalten, entstehen erste Impulse, die sich im organisationalen Umfeld fortsetzen können. Es geht weniger darum, auf äußere Veränderungen zu warten oder Forderungen zu stellen, sondern darum, im eigenen Verhalten neue Möglichkeiten sichtbar und erlebbar zu machen. So kann Veränderung organisch wachsen: von innen heraus und in Resonanz mit dem Umfeld.

Diese Haltung ist einfach formuliert, erfordert in der Umsetzung jedoch Mut: den Mut, Verantwortung für den eigenen Einfluss zu übernehmen – und die Offenheit, sich selbst als Teil der Veränderungsdynamik zu begreifen.

Ein kleines Beispiel

Eine Teamleiterin bemerkte immer wieder Spannungen in ihrem Team. Früher hätte sie sofort Workshops zur Teamkommunikation organisiert oder externe Trainer beauftragt. Diesmal entschloss sie sich, bei sich selbst zu beginnen. Sie reflektierte ihr eigenes Verhalten: Wie reagierte sie in stressigen Situationen? Wie konsequent lebte sie die Werte vor, die sie sich von ihrem Team wünschte? Schritt für Schritt veränderte sie ihren eigenen Umgang: Sie hörte aktiver zu, formulierte klarere Erwartungen und zeigte in schwierigen Momenten mehr Geduld.

Nach einigen Wochen stellte sie fest: Die Atmosphäre im Team veränderte sich. Kein großer Umbruch – aber ein spürbar neuer Tonfall in der Zusammenarbeit. Ohne aufwendige externe Maßnahmen, sondern durch bewusste innere Arbeit und konsequentes eigenes Verhalten – mit großer Wirkung.

Was Selbstführung bedeutet

Selbstführung heißt nicht, seine Zeit noch besser zu managen oder besonders effizient zu sein.
Es bedeutet, sich selbst im Blick zu behalten.

Fragen, die dabei helfen:

  • Was ist mir wirklich wichtig?
  • Wie treffe ich Entscheidungen – besonders dann, wenn es unübersichtlich wird?
  • Wie gehe ich mit mir um, wenn etwas nicht gut läuft?

Selbstführung beginnt mit Klarheit – darüber, was einem wichtig ist, was Halt gibt und wo man gerade steht.

Drei Bereiche, in denen Selbstführung Wirkung zeigt

In der Praxis zeigen sich drei Felder, in denen Selbstführung etwas verändert – für die Führungskraft selbst und für das Team:

1. Der innere Bereich – Klarheit

Wer weiß, wofür er steht, entscheidet klarer. Nicht aus dem Affekt, sondern mit Richtung.

Fragen zur Reflexion:

  • Was ist mir wichtig – auch dann, wenn es hektisch wird?
  • Was will ich in Zukunft anders machen – für mich, für meine Organisation?

2. Die eigene Rolle – Verantwortung übernehmen

Führung zeigt sich im Verhalten: in der Art, wie gesprochen wird, und darin, ob man tut, was man sagt.

Selbstführung heißt hier: die eigene Rolle bewusst leben.
Nicht besser wissen – sondern klar bleiben.

  • Bin ich ansprechbar, auch wenn’s schwierig wird?
  • Bin ich verlässlich in dem, was ich sage und tue?

3. Der Umgang mit anderen – Beziehung gestalten

Führung passiert nicht allein. Sie zeigt sich im Miteinander – im Gespräch, in der Abstimmung, im Alltag.

Wer sich selbst gut kennt, ist für andere berechenbarer.
Das schafft Vertrauen. Und Vertrauen macht Zusammenarbeit leichter.

Fragen zur Reflexion:

  • Wie klar und offen kommuniziere ich meine Erwartungen?
  • Wie aufmerksam höre ich anderen wirklich zu?
  • Wo kann ich bewusster Beziehung und Vertrauen gestalten, indem ich aktiv auf andere zugehe?

Veränderung beginnt oft leise

Oft braucht es kein neues Konzept, sondern einen kleinen Schritt:

  • Ein echtes Gespräch.
  • Eine klare Entscheidung.
  • Oder den Moment, in dem man innehält und sich fragt:

„Was hat das jetzt eigentlich mit mir zu tun?“

Führung beginnt bei einem selbst – und wirkt von dort aus ins Umfeld.
Nicht laut. Aber spürbar.

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